Von Wülfte bis Züschen gehört ein bisschen Rummel dazu (22.07.2017 11:21:34)

Von Wülfte bis Züschen gehört ein bisschen Rummel dazu

Westfalenpost / Lokalausgabe

22.07.2017

Mindestens die Schnuckerbude muss beim Schützenfest sein. Für Schausteller ist es schwieriger geworden, profitabel zu arbeiten.

Wenn heute Braunshausen, Wülfte, Assinghausen und Züschen ihre Hochfeste feiern, dann gehört eines auch dazu: ein kleiner Rummel. Das geht vom Rundum-Angebot mit Autoscooter mit Süßigkeitenstand, Schießbude und Kinderkarussell bis hin zur einzelnen kleinen Schnuckerbude.

Immer wieder kommt es allerdings vor, dass Schützenvereine kurz vorm Fest „drauf gesetzt“ werden oder auch kein Karussell mehr bekommen. Sei es, weil jemand krank wurde oder weil ein lukrativeres Geschäft woanders lockt. Den Schützenvereinen fehlt dann so eine Art „i-Tüpfelchen“ beim Fest, das aber gleichzeitig nicht mehr so viele Kinder nutzen wie damals.

Die Schausteller

Schausteller zu sein, das ist eine Leidenschaft. Aber die Existenz muss gleichzeitig gesichert sein. „Manche wollen sogar Geld dafür haben, dass sie kommen“, hat Josef Ising, Vorsitzender der St. Anna-Schützen Wülfte bei seiner Suche erlebt. Sowas macht Stephan Hunkemüller aus Anröchte nicht. Er ist seit 40 Jahren im Geschäft, mit seinem Crèpes-Wagen, Schnuckerbude, Schießbude, Kinderkarussell. Standmiete zahlt er auf den kleinen Festen auch nicht mehr, bietet den Vereinen aber immer eine Pauschale für den Strom an.

„Der Umsatz ist eingebrochen gegenüber früher. Wir konnten damals von einem Schützenfest am Wochenende leben, heute müssen es schon zwei bis drei sein, damit wir über die Runden kommen.“ Das geht nur, wenn man wie er gleich zwei Süßigkeiten-, zwei Softeiswagen und mehr besitzt. „Und außerdem betreiben wir noch zwei Freibad-Kioske.“ Nicht nur weniger Kunden, auch gestiegene Kosten (Sprit,...) und Auflagen schmälerten den Gewinn. Aber: „Das ist unser Leben!“

Die Schützenfestkunden

„Definitiv wichtig“ findet Dominik Fahle, 1. Vorsitzender der St. Markus-Schützen Beringhausen, den Rummel. Und darum hat er nach einiger Mühe („Acht Schausteller, acht Absagen“) nun zu 90 Prozent einen Rummel-Anbieter fürs Schützenfest nächste Woche gefunden, nachdem sich der Gebuchte das Bein gebrochen hat. Er weiß: „Ohne das Angebot für Kinder geht uns der Nachwuchs flöten.“

Stephan Busch, 1. Vorsitzender von St. Liborius Assinghausen, ergänzt: „Am besten draußen Bierwagen- und Würstchenstand dazu, damit auch die Eltern etwas haben!“ Ein gar nicht kleiner Teil des Schützenfestes spielt sich draußen ab. Darum freut sich Busch, dass sein mittelgroßes Dorf noch einen Autoscooter bieten kann: „Der zieht vielleicht Besucher aus anderen Orte zu uns.“ Und: „Es gehört doch irgendwie dazu, mal eben, bevor’s nach Hause, geht noch an der Schnuckerbude vorbei!“

Das Angebot

Eiswagen, Schnucker-, Schieß-, Imbissbude, womöglich ein Fischwagen - was darf gleichzeitig sein? Das ist ein richtiges Austarieren für die Schützen oder - falls fremdvergeben - für den zuständigen Festwirt. Jeder muss ja auch finanziell sehen, wo er bleibt. Man will ja mit der Fischbude vom Schausteller dem Festwirt nicht in die Quere kommen. Schnuckerbuden haben sogar die meisten kleinen Vereine noch organisiert.

Und manchmal gibt’s erstaunliche Besonderheiten: so wie die „Schiffsschaukel“ in Dreislar und Hesborn.

Die lange Bindung

„Bei uns ist das gewachsen, dass immer Dirk Küchenmeister aus Herford kommt.“ Schon dessen Vater habe damals nach dem Fest Urlaub in Assinghausen gemacht. „Das passte gut vom Termin“, erklärt Busch Für Assinghausen ein Phänomen: Zwischen Schaustellern und Schützenvereinen gibt es zumeist lange Bindungen. Küchenmeisters sind vielen Schützen im Altkreis bekannt.

Zehn Jahre lang hatten die Wülfter einen Schausteller aus Höxter, der Schießbude und Süßigkeitenwagen stellte. Der sagte in diesem Jahr kurzfristig ab. „Irgendwas wird schon kommen“, hofft Vorsitzender Josef Ising bis zum letzten Tag. Denn gar nicht so selten kommen in diesem Geschäft Zu- und Absagen kurz vor knapp. Schausteller Stephan Huchtemeier bekam die Anfrage am Donnerstag über einen Schaustellerfreund.Leider ist er aber schon auf zwei Festen unterwegs - in Rüthen-Hemmern und Lippetal-Herzfeld. Rummel-Leute kommen echt viel rum.

 
 
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