Gute Maisernte, Winterweizen in Gefahr (21.10.2014 10:35:00)

Westfalenpost / Lokalausgabe / 21.10.2014

Die Landwirte ziehen Erntebilanz. Bis zu vier Grasschnitte waren möglich. Damit nun auch noch der Mais trocken eingefahren werden kann, muss das Wetter mitspielen.

Die Maisernte ist im vollen Gange. „Was wir jetzt unbedingt brauchen, ist kühles und trockenes Wetter“, sagt Pflanzenbaubeauftragter Ferdinand Falke von der Landwirtschaftskammer NRW. „Damit die Landwirte den Mais weiter ernten können und die Wintersaat abschließen können“, schickt er einen verzagten Blick gen Himmel. Denn schon wieder schieben sich dunkle Wolken vor die Herbstsonne und es beginnt zu regnen. Wie schon so oft. Falke: „Die Landwirte müssen ganz schön Geduld aufbringen, damit sie das Wintergetreide bestellen können.“ Geduld und gute Nerven mussten sie allerdings schon den ganzen Sommer über aufbringen.
Felder sind sehr nass

Tiefausläufer auf Tiefausläufer ließen es immer wieder regnen. Der viele Regen beschert zwar eine gute Maisernte. Aber die Felder sind dermaßen nass, dass es ziemlich schwierig ist, mit den tonnenschweren Erntemaschinen auf die Felder zu fahren. Der Pflanzenbaubeauftragte zeigt auf die Rapsparzellen in den Landessortenversuchflächen der Landwirtschaftskammer im fruchtbaren Sintfeld bei Meerhof. Zwischen den einzelnen Rapsreihen steht das Regenwasser. Der Winterraps ist gut aufgegangen und extrem gut gewachsen. Dank der milden Witterung. Wenn es allerdings weiter so mild bleibt und die Rapspflanzen weiter so gut gedeihen, sind sie auch anfälliger für den Frost. „Oder er könnte schießen“, befürchtet Landwirt Bernhard Grewe aus Holtheim. Weitere Plagen, die den Landwirten und ihrem Getreide das Leben schwer machen: Nacktschnecken und Feldmäuse gibt es zuhauf. Auch eine Folge des milden Winters und des feucht-warmen Klimas im Sommer und Herbst. Falke: „Auf den ausgesäten Winterweizenflächen wimmelte es nur so von Nacktschnecken.“ Sie lutschen die gerade gekeimten Pflanze an und schädigen sie. Auf ganzen Feldern musste Schneckenkorn ausgetragen werden. „Ganz selten ist das bisher vorgekommen“, kann auch
Landwirt Johannes Upphoff aus Wülfte ein Lied davon singen.

Dabei hätten der milde Winter 2013/2014 und das sonnige Frühjahr den Bauern im Altkreis ein traumhaftes Erntejahr bringen können. Aber schon im Frühjahr setzte der Gelbrostbefall dem Getreide arg zu. Die besonders anfälligen Weizensorten auf den Versuchsflächen, die gezielt mit Fungiziden gegen den starken Pilzbefall behandelt wurden, konnten ihre Erträge sogar mehr als verdoppeln, so der Pflanzenbaubeauftragte. Auch Landwirt Josef Dreps aus Meerhof spricht von einer guten Getreideernte. Wobei er 30 Prozent mehr Ausgaben für den Pflanzenschutz hatte. Wegen des starken Gelbrostbefalls.

Gerste und Raps konnten ziemlich trocken eingefahren werden. Dann setzte im August die Regenperiode ein. „Als das Wetter noch schön war, waren der Weizen und zum Teil auch die Triticale noch nicht reif und als beide Getreidearten Anfang September reif war, hat es andauernd geregnet. Die Folge: die Bauern sahen mit dem anhaltenden Regen die Qualität ihres Anbaus fortschwimmen. „Einige Bereiche der Felder sind nur noch für die Biogasanlage zu gebrauchen gewesen“, so Bauer Uthoff.

Und dann mussten die Landwirte den Weizen ernten, obwohl er noch viel zu nass war. Statt der üblichen 15 Prozent Feuchtigkeit wies er 20 Prozent und mehr auf. Das Getreide musste also getrocknet werden, bevor es an die Genossenschaften weitergegeben bzw. für den Eigenverbrauch eingelagert werden konnte. Das bedeutet: viel Belüftung, viel Heizöl, viel Geld. Hinzu komme, dass weltweit die Erntebilanz sehr gut sei und so der Weizenpreis am Markt falle, weiß Ferdinand Falke.
Vier Grasschnitte

Milchbauer Hermann Schröder aus Erlinghausen, der vielen auch als Wetterbauer bekannt ist, kann und will sich über das Regenwetter nicht beklagen. „Unsere Wiesen sind sehr gut gewachsen“, sagt er. „Wir haben reichlich Futter für den Winter und hatten auch Glück bei der Grasernte. Es war zufällig trocken.“ So wie Milchbauer Schröder konnten viele Bauern viermal das Gras mähen. Normal sind höchstens drei Schnitte. Auch mit den Milchpreisen ist Landwirt Schröder „sehr zufrieden“. Er hat für den Liter Milch im Oktober allerdings einen Cent weniger bekommen als noch vor einem Jahr. Das Einfuhrverbot nach Russland lässt die Milchpreise purzeln. Ebenso die Preise für Schweinefleisch und Getreide.


 
 
 
Copyright © 2007 - 2024 wuelfter.de