Schonfrist für Tierheim Brilon läuft ab (04.06.2016 09:33:56)

Westfalenpost / Lokalausgabe

04.06.2016

Brilon. Am 22. Juni entscheidet sich, ob der Tierschutzverein weiter existiert. Derzeit gibt es niemanden, der sich zur Wahl stellt. Zukunft des Hauses an Wülfter Straße ungewiss

Die Suche nach einem potenziellen Vorstand, der den Tierschutzverein Brilon in Zukunft führt, ist bislang erfolglos. Jetzt wendet sich Heike Vieten, die nach der turbulenten Mitgliederversammlung Anfang März übergangsweise den Vorsitz von ihrem zurückgetretenen Mann übernommen hatte, an die Öffentlichkeit: „Wir hoffen, dass es noch Menschen gibt, die bereit zu einer so erfüllenden Ausgabe sind.“
Betriebswirtschaftliches Denken wichtig

Nachdem die vergangene Mitgliederversammlung einen chaotischen Verlauf genommen hatte und der gesamte Vorstand zurückgetreten war, blickt Heike Vieten pessimistisch auf die Versammlung am 22. Juni (19 Uhr, Haus am Kurpark), auf der die Wahl ansteht: „Es wird schwierig werden, Leute zu finden.“ Wird kein neuer Vorstand gewählt, muss die Versammlung die Liquidation des Vereins beschließen. Der Tierschutzverein würde aus dem Vereinsregister gelöscht. Das Tierheim, das vom Tierschutzverein betrieben wird, würde geschlossen.

Die Hoffnung aufgegeben hat die kommissarische Vorsitzende nicht. „Neben der nötigen Tierliebe, ohne die Tierschutz nicht möglich ist, sollte auch betriebswirtschaftliches Denken vorhanden sein“, sagt sie. Für einen Posten im Vorstand stehe sie zwar nicht zur Verfügung, aber: „Wir sind bereit, den neuen Vorstand gründlich einzuarbeiten und ihn in beratender Funktion weiterhin zu begleiten.“

Derzeit sind im Tierheim Brilon vier Hunde und zwölf Katzen untergebracht. Der Tierschutzverein nimmt nur noch Notfälle auf – so wie am Donnerstag zwei Katzen, die von ihren Eigentümern nach dem Umzug im Haus zurück gelassen wurden. „Wir hatten in der Vergangenheit meist etwa 15 oder 16 Hunde und im Durchschnitt 50 Katzen bei uns. Es waren auch schon 100 Katzen, die im Tierheim gelebt haben“, sagt Heike Vieten. Haustierbesitzer, die ihre Tiere abgeben wollen oder weggeben müssen, werden derzeit abgewiesen. „Wir geben diesen Leuten den Kontakt zu Tierheimen aus der Umgebung.“
Lücke zwischen Einnahmen und Ausgaben

Das Tierheim Brilon steht vor erheblichen finanziellen Problemen . Der Verein hat in den vergangenen Jahren Rücklagen, die er unter anderem aufgrund einer Erbschaft angehäuft hatte, immer weiter abgebaut. Der zurückgetretene Vereinsvorsitzende Rüdiger Vieten hatte auf der Mitgliederversammlung im März vorgerechnet, dass die Zahlungsunfähigkeit in wenigen Jahren bevorstehe. Seit drei Jahren klaffen erhebliche Lücken zwischen Einnahmen und Ausgaben.

Dazu ist das aktuelle Tierheim in einem maroden Zustand. Es ist unter anderen von Schimmel befallen. Auf der Mitgliederversammlung im März hatte der scheidende Vorsitzende Rüdiger Vieten gesagt, das Veterinäramt in Meschede drücke derzeit „beide Augen zu“ – die Betriebsgenehmigung für das Tierheim sei eigentlich in dem aktuellen Zustand nicht aufrecht zu erhalten. Einen Neubau kann der Verein aber kaum stemmen. Der Vorstand des Tierschutzvereins hatte immer wieder darauf hingewiesen, dass die Zuschüsse der Trägerkommunen (Brilon, Olsberg, Marsberg, Winterberg, Hallenberg, Medebach und Willingen) für einen weiteren Betrieb des Tierheims nicht ausreichen.

Die Kommunen hatten daraufhin gefordert, dass der Verein die Bilanzen der vergangenen Jahre in die Rathäuser schicken soll, damit die Verwaltungen einen Überblick über die finanzielle Situation bekommen. „Die Bücher haben wir durch unseren Steuerberater bereits kurz nach der Versammlung versandt“, sagt Heike Vieten. Übermittelt wurden demnach die Bilanzen der Jahre 2010 bis 2015. „Eine Rückmeldung haben wir nicht erhalten.“
Kommunen wollen sich im Vorfeld beraten

Marcus Bange, der als Leiter der Abteilung Öffentliche Sicherheit und Ordnung bei der Stadtverwaltung Brilon auch für das Tierheim zuständig ist, bestätigte den Eingang. „Die Auswertung läuft noch. Ich denke, wir werden uns mit den Vertreten der anderen Kommunen vor der Mitgliederversammlung noch einmal zusammen setzen“, sagte Bange der WP. Ein Treffen mit Vertretern der sieben Trägerkommunen strebt auch Heike Vieten an. „Wir wollen ausloten, ob die Bereitschaft besteht, die Zuschüsse doch noch zu erhöhen.“


 
 
 
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